Im vollen Berliner Olympiastadion besiegte Hertha BSC mit einem leidenschaftlich geführten Lauf- und Kampfspiel Borussia Dortmund verdient mit 1:0 und hält damit den überlebenswichtigen Anschluss ans Tabellenmittelfeld. Nachdem sich in dieser Saison schon so viele Teams von Herthas Abstiegskonkurrenz punktemäßig bei den Schwarz-Gelben Champions-League-Helden bedienen durften, langten diesen Samstag auch die krisengeschüttelten Blau-Weißen Bundesliga-Etablierer aus Berlin gnadenlos zu. Als Fan hofft man nun inständig, dass die Hertha-Mannschaft genügend Selbstvertrauen getankt hat, um diese Woche in den schwierigen Partien gegen Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim ebenfalls punkten zu können. Denn für das selbstgesteckte Hinrundenziel 20 Punkte fehlen derer jetzt nur noch mickrige 3.
Nach dem Sieg gegen Borussia Dortmund feiert die Hertha-Mannschaft in der Ostkurve des Olympiastadions
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Nahezu fehlerfreies Hertha-Bollwerk
Gegen Borussia Dortmund setzte Hertha-Trainer Jos Luhukay erneut auf eine laufintensive Abwehrtaktik. Und der Plan ging voll auf. Das Hertha-Bollwerk agierte über die gesamten 90 Spielminuten extrem engagiert, sehr geschickt und nahezu fehlerfrei. Als Zuschauer spürte man gleich vom Anpfiff weg, Hertha will mit aller Macht punkten. Und die sichtlich angeschlagenen Dortmunder konnten den wie entfesselt ackernden Berlinern einfach zu selten mit schnellem Kombinationsfußball Paroli bieten. Ohne den brillanten Marco Reus ist Dortmund eben sehr viel leichter auszurechnen. Und wenn denn noch Nationalspieler wie Hummels, Gündogan, Mkhitaryan oder Immobile nicht ihr oberes Leistungsniveau erreichen, sind die von Hause aus so übermächtigen Dortmunder sogar für angeschlagene Berliner bezwingbar.
John Anthony Brooks wird besser und besser
Einzelne Hertha-Spieler hervorzuheben und mit einem Sonderlob zu versehen, verbietet sich eigentlich nach der herausragenden Mannschaftsleistung. Denn nur weil das Team im Zusammenhalt so perfekt funktionierte, konnte der wichtige Heimsieg eingefahren werden. Aber ein zwei Ausnahmen sollte man trotzdem machen. Wie Jos Luhukay nach dem Spiel anmerkte, machte Innenverteidiger John Anthony Brooks sein bestes Spiel für Hertha BSC im gesamten Jahr 2014. Zurecht, denn Brooks war der Fels in der Brandung. Auch als die Dortmunder zum Spielende hin immer vehementer auf den Ausgleich drückten und die Ecken im Minutentakt in den Hertha-Strafraum segelten, John Anthony Brooks stand fast immer richtig und klärte cool und souverän auch die brenzligste Situation.
Herthas Innenverteidiger John Anthony Brooks macht sein Spiel des Jahres gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Dortmund
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Torjäger Julian Schieber trifft zum Heimsieg
Julian Schieber ist auf dem besten Weg, Herthas neuer Top-Torjäger zu werden. Nachdem die beiden Goalgetter Adrian Ramos und Fan-Liebling Pierre-Michel Lasogga im Sommer für hohe Transfererlöse veräußert wurden, war nicht abzusehen, ob die neuverpflichteten Julian Schieber und Salomon Kalou die entstandene Lücke im Angriff adäquat schließen würden können. Aber so langsam wird deutlich, die Qualität der beiden neuen Torjäger erhöht Herthas Durchschlagskraft im Angriffszentrum zukünftig womöglich sogar viel stärker als ehedem gedacht. Bislang erzielte Julian Schieber eher Kopfball- und Abstaubertore. Gegen Dortmund nun tanzte er bei einem Konter in hohem Tempo gleich zwei Weltklasse-Abwehrspieler und den Torwart technisch gekonnt aus, bevor er den Ball sicher zum 1:0 im Kasten unterbrachte. Ein Super-Tor von Julian Schieber. Da im Luhukay’sche System alle Feldspieler defensiv mitarbeiten sollen, passt Schieber derzeit auch deshalb bestens ins Anforderungsprofil. Hoffentlich heißt das nicht im Umkehrschluss, dass Salomon Kalou nun als Dauergast auf der Auswechselbank Platz nehmen muss.
Julian Schieber lässt Dortmunds Verteidigung richtig alt aussehen und erzielt das goldene Tor zum 1:0 Sieg
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Hertha-Trainer Jos Luhukay und das System
Wenn man seine Mannschaft in der Not extrem defensiv einstellt und trotzdem vom Gegner vorgeführt wird, muss mann sich als Trainer auch mal deutlicher Fan-Kritik stellen. Und so entrollten enttäuschte Hertha-Fans in der Ostkurve direkt vor dem Spiel gegen Dortmund ein riesiges Transparent mit den Fragen: „Luhukay: Wo ist das System? Wie lautet das Konzept?“. Hätten die Transparent-Initiatoren zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ihre so heißgeliebte Mannschaft nur 90 Minuten später den Platz als strahlende Sieger verlassen würden, hätte man sich die Antwort selber gegeben. Gegen spielstarke Teams setzt Jos Luhukay bisweilen auf eine extrem defensive Taktik. Ein Konzept, dass gegen Gladbach schmählich in die Hose ging, aber gegen Dortmund dafür bestens funktionierte.
Herthas Norweger Per Skjelbred ackerte wieder unermüdlich. Und er passte den Ball perfekt zu Julian Schieber vor dessen Tor
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Neuzugänge mit Anlaufschwierigkeiten
Für eine Mannschaft, die im Sommer mit viel Geld gerade im Offensivbereich massiv verstärkt wurde, mutet diese Luhukay’sche Spieltaktik des Abwartens, Einigelns, dauerhaft den Ball dem Gegner Überlassens schon sehr passiv an. Aber leider musste erkannt werden, dass es lange dauert, bis sich Topspieler wie Valentin Stocker, Salomon Kalou oder auch John Heitinga an die Bundesliga und das System von Jos Luhukay gewöhnen. Gegen Borussia Dortmund setzte Luhukay deshalb sogar wieder auf die alten Hertha-Helden Ex-Kapitän Peter Niemeyer und Ronny. Und beide rechtfertigten ihre Startelf-Nominierung durch bedingungslosen kämpferischen Einsatz für die Mannschaft. Auch Spielmacher Ronny war bereit, mit großem Laufaufwand den Spielaufbau der Dortmunder immer wieder zu stören und Passwege sinnvoll zuzustellen.
Hertha BSC gegen Borussia Dortmund
Hertha-Mannschaftsaufstellung und Einwechselspieler:
Schiedsrichter Günter Perl
Ticker. Hertha BSC – Borussia Dortmund – 1:0 (1:0). 75.254 Zuschauer sahen im nahezu ausverkauften Berliner Olympiastadion eine rassige Abwehrschlacht der Hertha. Die Dortmunder konnten sich trotz 70% Ballbesitz nur wenige gute Torchancen erarbeiten. Die Chancen, die sie hatten, vergaben sie dann entweder kläglich oder wurden vom erneut stark aufgelegten Hertha-Torhüter Thomas Kraft vereitelt. Schiedsrichter Günter Perl und sein Schiedsrichtergespann mussten in die von beiden Seiten überaus fair geführte Partie nur selten eingreifen. Einen Fairness-Preis hätten sich die Dortmunder allerdings verdient, als Per Skjelbred im Zweikampf seinen Fußballschuh verlor. Unter der Führung von Mats Hummels schoben sich die Dortmunder in diesem Moment solange den Ball passiv hin und her und warteten, bis Skjelbred den Botten endlich wieder geschnürt am Fuß hatte. Den Blau-Weißen Brooks (Foulspiel) und Kraft (Zeitspiel) zeigte Perl die Gelbe Karte. Das Tor für Hertha BSC erzielte Julian Schieber nach einem perfekten Konter (Niemeyer und Skjelbred luchsten zuvor Blaszczykowski den Ball ab) in der 40. Spielminute per Rechtsschuss. Herthas Dauerläufer der Partie: Roy Beerens mit 11,68 gemessenen Kilometern.
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
12. Mai 2014 – Hertha BSC – Borussia Dortmund – 0:4
23. Dezember 2013 – Borussia Dortmund – Hertha BSC – 1:2
20. Februar 2012 – Hertha BSC – Borussia Dortmund – 0:1
10. September 2011 – Borussia Dortmund – Hertha BSC – 1:2
27. März 2010 – Hertha BSC – Borussia Dortmund – 0:0
30. Oktober 2009 – Borussia Dortmund – Hertha BSC – 2:0
04. April 2009 – Hertha BSC – Borussia Dortmund – 1:3
26. Oktober 2008 – Borussia Dortmund – Hertha BSC – 1:1
1. Bundesliga 15. Spieltag:
1. Bundesliga 15. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Jos Luhukay und Jürgen Klopp
Hertha BSC – Borussia Dortmund
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
15. Dezember 2014 um 19:26
Eine schöne Schlagzeile. 😆
“Diego Armando Schieber.”
http://www.11freunde.de/artikel/die-11-des-spieltags-15-0
15. Dezember 2014 um 20:27
Ja, die Schreiber bei 11freunde bieten oft beste Unterhaltung zum ernsten Thema 😉
Julian Schieber legt mit seinen fünf Toren in 9 Bundesligaeinsätzen für Hertha eine beachtliche Torquote hin. Jetzt noch Tore gegen Frankfurt und Hoffenheim und alle Fans sind völlig aus dem Häuschen.
15. Dezember 2014 um 20:57
Jepp LR,
sowohl die persönliche Quote von Schieber als auch Herthas 20 Tore sind nach 15 Ligaspielen gar nicht mal so schlecht. Wenn nur die Gegentore in dieser Saison nicht so viele wären … 🙄
http://www.schiedsrichtergespann.de/hertha-haut-braunschweig-weg/
15. Dezember 2014 um 23:21
Vor einem Jahr stand Hertha eindeutig besser da. Aber Herthas Abwehr scheint sich ja endlich zu stabilisieren. Das Not-Innenverteidiger-Duo Brooks und Hegeler hält den Laden derzeit prächtig zusammen. Und John Anthony Brooks beißt sich wohl gleich richtig fest.
16. Dezember 2014 um 10:02
Ja der junge Brooks ist derzeitig richtig gut drauf.
Ich kanns’s grad nicht googeln. Aber er soll wohl beim kicker für die Elf des spieltages nominiert worden sein.
Nach dem achten Spieltag dieser Saison stand Hertha wie folgt in der Tabelle
13. g2 u2 n4; Tore 11:16, TD -5, Punkte 8
http://www.fussballdaten.de/bundesliga/2015/8/
Hinzu gekommen sind seitdem 9 Tore, 10 Gegentore, 3 Siege und damit weitere 9 Punkte.
16. Dezember 2014 um 11:44
Brooks hat es sogar zum 2. Mal innerhalb kurzer Zeit in die Elf des Tages geschafft! Wenn das kein Lauf ist!!!
Alle Hertha-Spieler in der Elf des Tages vom Kicker 1. Spieltag – 15. Spieltag 2014/15:
01. Spieltag: Julian Schieber – Bremen
04. Spieltag: Ronny – Freiburg
09. Spieltag: Änis Ben-Hatira – Hamburg
12. Spieltag: John Anthony Brooks – Köln
15. Spieltag: John Anthony Brooks – Dortmund
16. Dezember 2014 um 11:51
Na schick LR
„Schieber und Brooks in ihrem Lauf,
hält weder Dortmund noch XY auf.“
Hinten steht die Null,
und vorne schießt Schieber die Siegtore.
Das wäre ein entspannter Saisonverlauf.
16. Dezember 2014 um 15:14
Der Traum vom entspannten Saisonverlauf. Für Bundesligisten aktuell eine Illusion. Und die Bundesliga würde nie so boomen, wenn es anders wäre. Also werden die Nerven der Fans, Trainer und Verantwortlichen jeden Spieltag auf die Reißprobe gestellt, bis die totale Überspannung droht.
Hoffentlich verletzen sich Brooks und Schieber nicht. Für einen gnadenlosen Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag scheint mir Herthas Personaldecke doch recht dünne.
16. Dezember 2014 um 16:54
Zumindest sind 2 der Verletzten wieder an Bord – sprich im Kader für die Auswärtsfahrt nach Frankfurt. Luhukay nominierte Langkamp und Stocker
http://www.herthabsc.de/de/teams/einwuerfe-161214/page/6850–45-45-.html
16. Dezember 2014 um 17:21
Dit is ja ma ne Meldung. Sebastian Langkamp ist zurück! Und wenn ich das auf herthabsc.de richtig überblickt habe, muss für ihn John Heitinga pausieren.
Sehr schön auch, dass Valentin Stocker keine langwierige Verletzung plagt. Ronny hatte mir gegen Dortmund eigentlich gut gefallen. Aber wer weiß, Jos Luhukay will Thomas Schaaf bestimmt mit seiner Aufstellung überraschen. Die beiden Königstransfers, Kalou und Stocker, auf der Bank, da kann Luhukay richtig Qualität einwechseln, wenn es in Frankfurt nicht so läuft.
16. Dezember 2014 um 17:26
Jepp LR – alles richtig überblickt.
Ich dachte ja, dass Ronny noch unter dem Sauerstoffzelt liegt, wenn er wie zuletzt 80 min spielen musste. Von daher birgt der Kader Potenzial für einige personelle Überraschungen. 😉