Mit einem desaströsen 1:3 in Kopenhagen vergurkte Hertha auf grottigste Weise die Chance, sich selbst in Europa zu präsentieren und seinen Fans internationale Atmosphäre zu kredenzen. Was erlauben Herthas Verteidiger? Warum ist ein so wichtiges Europapokal-Spiel für Hertha-Trainer Pal Dardai der passende Moment, die Torwart-Rotation einzuführen? Wie kann man sich von technisch limitierten Dänen in der Abwehr nur so fürchterlich vorführen lassen, wo man die Überfall-Taktik von Bröndby Trainer Zorniger doch bestens kannte? Das Grauen der Abstiegsjahre scheint zurück. Leider knüpft die Mannschaft trotz Sommerpause nahtlos an die schwache Rückrunde 2015/16 an, als man nur 18 Punkte holte und damit die drittschlechteste Mannschaft der Bundesliga stellte.
Aus und vorbei, Hertha ist raus. Drei Gegentore gegen Bröndby IF waren denn doch ein Happen zuviel.
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Dardais Matchplan ins Europapokal-Aus
Gut, im Nachhinein ist man immer etwas schlauer. Aber der Matchplan den sich Herthas Trainerduo Pal Dardai und Rainer Widmayer für Kopenhagen zurecht gelegt hatten, scheiterte leider zu gefühlten 100%. Schon als sich vier Bröndby-Spieler beim Anstoß des Spiels direkt an der rechten Seite der Mittellinie hungrig aufstellten, um sofort bei Anpfiff die Spielhälfte der Berliner geradezu zu entern, zeigte deutlich, dass der Hertha-Mannschaft ein entschlossener Sturmlauf der Dänen blühen würde. Gegen diese Überfall-Taktik der Kopenhagener sollten sich die Herthaner mit der Ballbesitz-Ballschiebe-Taktik zur Wehr setzen.
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Vedad Ibisevic köpfte zwar den so wertvollen Auswärtstreffer, aber dieser reichte nicht zum Weiterkommen.
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Herthas Ballbesitz-Ballschiebe-Taktik
Nur das die Ballbesitz-Ballschiebe-Taktik mit den 6ern Per Skjelbred und Fabian Lustenberger schon mit Torwart Rune Jarstein in den letzten Spielen der Bundesliga eher weniger erfolgreich war. Mit Hertha-Torwart Thomas Kraft ist dieses Spielsystem leider noch fehleranfälliger. Und das war für den Trainer nun eindeutig vorhersehbar. Von Spielbeginn bis Spielende war die Defensive der Herthaner verunsichert, weil die Ballzirkulation zwischen Innenverteidigung und Torwart sowie Innenverteidigung und Mittelfeld nicht funktionierte, weil vielleicht auch Tempo, Spritzigkeit und Ballsicherheit fehlte. Und wenn da Müdigkeit bei den Spielern wegen hoher Trainingsbelastung für die Saisonvorbereitung ein Thema war, hätte man als Trainer eben dementsprechend das Spielsystem der Mannschaft anpassen sollen.
Acht internationale Pflichtspiele weniger
Für die Entwicklung der Mannschaft ist das Ausscheiden in jedem Fall ein starker Dämpfer. Mindestens acht weitere Europapokal-Spiele hätten zur Folge gehabt, dass durch Rotation viele Spieler des Kaders lange Einsatzzeiten in interessanten Pflichtspielen bekommen hätten. Insbesondere für die jungen Profis ist es schade. Sie hätten wichtige internationale Erfahrungen für ihre Spieler-Karriere sammeln und ihren Marktwert nicht unerheblich steigern können. Sehr, sehr schade, anstatt das in der letzten Saison so schwer Erarbeitete weiter zu entwickeln und mit viel Selbstvertrauen in die kommende Saison zu starten, steht die Mannschaft nun an einem Punkt, der sich so gefühlt, als ob man ein ganzes Jahr zurückgeworfen wäre und wieder bei Null anfangen müsste.
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Mannschaftsfoto Hertha BSC Startaufstellung gegen Bröndby IF Europapokal-Qualifikation. Da sahen die Kerle noch richtig zuversichtlich aus.
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Neue Spieler, Verstärkung im Mittelfeld?
Leider fehlen nach dem Ausscheiden aus dem Europapokal nun Millionen-Einnahmen die Michael Preetz gezielt in die Verstärkung des Spieler-Kaders hätte investieren können. Auch ist Hertha BSC nun ohne Europapokal-Teilnahme für gute, wechselwillige Spieler nicht so attraktiv. Wenn man als wechselwilliger Spieler die Entwicklung von Hertha BSC aktuell verfolgt, drängt sich doch zurecht der Gedanke auf, die Berliner stecken in der kommenden Saison wohl eher tief im Abstiegskampf, als erneut unter die ersten Sieben der Bundesliga vorzustoßen. Ja gut, für den zu erwartenden immer tückischen Abstiegskampf ist es allerdings ein großer Vorteil, wenn die Mannschaft sich nicht gleichzeitig international verausgaben muss. So hat das Ausscheiden eben auch sein Gutes. Man kann sich voll auf die entscheidenden Duelle gegen Darmstadt, Ingolstadt, Freiburg, Augsburg und Frankfurt konzentrieren. Im Zweifel alles für die Etablierung im Oberhaus, bloß nie wieder 2. Bundesliga.
Schiedsrichter Pawel Gil
Ticker. Bröndby IF – Hertha BSC – 3:1 (2:1). Vor 17.000 Zuschauern im Bröndby Stadion zeigten die Herthaner eine unterirdische Leistung, die eines Europapokal-Teilnehmers absolut unwürdig war. Hertha BSC ist deshalb ganz zurecht in der Qualifikation zur UEFA Europa League gescheitert und muss nun wohl viele, viele Jahre darauf warten, bis es für einen erneuten Anlauf in Europa reichen könnte. Das Tor für Hertha BSC erzielte Vedad Ibisevic mit einem sehenswerten Kopfball in der 30. Spielminute nach Flanke von Peter Pekarik. Die drei Tore für den Kopenhagener Verein Bröndby IF erzielte allesamt Teemu Pukki in der 3., 34. und 52. Minute.
Hertha BSC gegen Bröndby IF
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
22. August 2009 – Europa wartet – Bröndby IF – Hertha BSC – 2:1
28. August 2009 – Gojko Kacar Weltklasse – Hertha BSC – Bröndby IF – 3:1
30. Juli 2016 – Europa League Qualifikation – Hertha BSC – Bröndby IF – 1:0