Im 2. und alles entscheidenden Relegationsspiel besiegte Bundesligist Hertha BSC den Zweitligisten Hamburger SV mit 2:0 und bleibt somit der 1. Liga erhalten. Knapper ging nicht. Im gefühlt 36. Spiel eines schier endlos erscheinenden Abstiegskampfs haben die Berliner noch einmal alle Kräfte mobilisieren können und einen harmlosen Hamburger SV in dessen eigenem Stadion dominieren und besiegen können. Taktik und Personalentscheidungen der Berliner für dieses nervenaufreibende Entscheidungsspiel gingen auf. In den Interviews nach der Partie gaben sowohl Krisen-Hertha-Trainer Felix Magath als auch Führungsspieler Kevin Prince Boateng zu Protokoll, dass die Mannschaftsaufstellung von beiden gemeinsam entwickelt wurde. Es war unabdingbar, dass beim Rückspiel im Hamburger Volksparkstadion fast alles besser gemacht werden musste, als beim blutleeren Gekicke bei der 0:1 Niederlage im 1. Relegationsspiel im Berliner Olympiastadion. Sonst wäre der Absturz in Liga 2 niemals abzuwenden gewesen.
Der Dosenöffner. Schon in der 4. Spielminute köpfte Hertha-Kapitän Dedryck Boyata den Ball zum 1:0 über die Linie. Die Ecke trat Marvin Plattenhardt.
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Kopfballtor Hertha-Kapitän Dedryck Boyata
Die von Felix Magath vorgegebene Marschroute – Pressing bis Blut kommt – war zwar vorhersehbar, aber würde sie auch zünden, war die Frage? Kaum war der Anpfiff des Spiels erklungen, gingen die Berliner also voll vorne drauf und erzwangen so früh im Spiel einen Eckball. Wenn in der kurzen Zeit unter dem neuen Trainer Felix Magath im Spielsystem etwas auffällig war, dann die klare Konzentration auf Standardsituationen, um Tore zu erzielen. Wie Felix Magath für diese Taktik Linksverteidiger Marvin Plattenhardt wieder zu alter Stärke bei Standards geführt hat, ist nicht bekannt, aber er hat dieses kleine Wunder vollbracht. Plattenhardt trat die Ecke kraftvoll vor den Kasten der Hamburger. Der Hamburger Keeper blieb passiv und Dedryck Boyata köpfte den Ball sicher ins Netz des HSV. Gerademal 4 Minuten waren gespielt und Hertha hatte schon das negative Vorergebnis egalisiert. Ein Traumstart für die Berliner, von dem sich die Hamburger während der ganzen Partie nie so ganz erholen sollten.
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Happy-End – Hertha-Spieler-Traube beim Jubel nach Spielende.
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Abstiegskampf in seiner reinsten Form
Mit ihrer extrem giftigen, bissigen und kämpferischen Spielanlage ließen die Herthaner ihrem Gegner kaum Luft zu dessen recht ansehnlichem Kombinationsspiel. Die beiden Abräumer Santiago Ascacibar und Lucas Tousart fighteten, als ob es kein Morgen, geschweige denn Übermorgen geben würde. Kaum ein Zweikampf den sie nicht überaus körperlich austrugen. Dass dann Lucas Tousart in der 96. Spielminute noch mit seiner zweiten Gelben und damit mit Gelb-Rot vom Platz geschickt wurde, ist Beleg für den aufopferungsvollen Kampf, den alle Hertha-Spieler bis zur Selbstaufgabe total verinnerlicht hatten. Nicht bis zur Schmerzgrenze sondern weit über die Schmerzgrenze hinaus war die Devise – eben Abstiegskampf in seiner reinsten Form. Bei den Auswechslungen sah man den Spielern deutlich an, dass Körper und Geist im höchsten Maße streikten. Marvin Plattenhardt, Ishak Belfodil, Suat Serdar und Kevin Prince Boateng mussten bei ihren Auswechslungen fast vom Platz getragen werden, so körperlich und mental erschöpft waren die.
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Ein herrliches Freistoßtor von Marvin Plattenhardt ebnete Hertha BSC den Sieg gegen den Hamburger SV im entscheidenden Relegationsspiel.
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Freistoßtor Marvin Plattenhardt
Marvin Plattenhardt ist seit 8 Jahren Hertha-Spieler. Also ein Urgestein der Mannschaft. Deshalb freut man sich als Fan umso mehr, dass es Plattenhardt ist, der Hertha BSC durch sein herrliches Freistoßtor zum 2:0 vor der Totalversenkung rettete. Denn es ist klar, ein Abstieg in die 2. Bundesliga wäre für den Verein finanziell fatal gewesen. Gerade jetzt, wo der Verein einen gewaltigen Überschuss an teuren Spielern hat, deren Marktwerte bei Abstieg ins bodenlose gefallen wären, hätte den Verein nicht nur sportlich in die Tiefe gerissen. Nun kann man darauf hoffen, dass Hertha-Manager Fredi Bobic in diesem Sommer rettet was zu retten ist. Als Spieler-Transfer-Spezialist hat Bobic in den letzten Jahren sehr viele komplexe und teilweise aberwitzig teure Transfers begleitet. Wenn da einer Erfahrung hat dann sicher Fredi Bobic. Aber die kommenden Aufgaben für ihn sind äußerst schwierig. Ein guter neuer Trainer muss engagiert und eine passende Mannschaft zusammengestellt werden, um in der nächsten Saison endlich mal wieder nichts mit Dauerkrise und permanentem Abstiegskampf zu tun zu haben.
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Abräumer Lucas Tousart, Hertha-Kapitän Dedryck Boyata und Knipser Stevan Jovetic beim Jubeln.
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Schiedsrichter Deniz Aytekin
Ticker Relegationsspiel. Hamburger SV – Hertha BSC – 0:2 (0:1). 55.000 Zuschauer sahen im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion ein umkämpftes Relegationsspiel. Schiedsrichter Deniz Aytekin und sein Schiedsrichtergespann hatten die Partie bestens unter Kontrolle. Den Herthanern Kevin Prince Boateng sowie Stevan Jovetic zeigte Aytekin Gelb und Lucas Tousart Gelb und dann Gelb-Rot. Die Tore für Hertha BSC erzielten Dedryck Boyata per Kopfball in der 4. und Marvin Plattenhardt per Freistoß in der 63. Spielminute. Herthas Spieler mit der größten Laufdistanz: Dauerläufer Santiago Ascacibar mit 12,6 gemessenen Kilometern.
Hertha BSC gegen Hamburger SV
Hertha-Mannschaftsaufstellung, Einwechselspieler und Reservebank:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
2. Mai 2022 – Am Schlimmsten – Hertha BSC – Hamburger SV – 0:1
19. März 2018 – Durststrecke – Hamburger SV – Hertha BSC – 1:2
30. Oktober 2017 – Schippe – Hertha BSC – Hamburger SV – 2:1
07. März 2017 – Königstransfer Duda – Hamburger SV – Hertha BSC – 1:0
03. Oktober 2016 – Zuckerstart – Hertha BSC – Hamburger SV – 2:0
07. März 2016 – Schlappe beim Dino – Hamburger SV – Hertha BSC – 2:0
05. Oktober 2015 – Ibisevic Doppelschlag – Hertha BSC – Hamburger SV – 3:0
23. März 2015 – Knüppelharter Abstiegskampf – Hamburger SV – Hertha BSC – 0:1
27. Oktober 2014 – Befreiungsschlag – Hertha BSC – Hamburger SV – 3:0
10. Februar 2014 – Adrian Ramos weltklasse – Hamburger SV – Hertha BSC – 0:3
26. August 2013 – Nico Schulz – Hertha BSC – Hamburger SV – 1:0
28. Januar 2012 – Abstiegsstrudel – Hertha BSC – Hamburger SV – 1:2
15. August 2011 – megawichtiger Punkt – Hamburger SV – Hertha BSC – 2:2
6. März 2010 – Am Abgrund – Hamburger SV – Hertha BSC – 1:0
4. Oktober 2009 – Tauchfahrt des Grauens – Hertha BSC – Hamburger SV – 1:3
3. Mai 2009 – Im Rennen – Hamburger SV – Hertha BSC – 1:1
15. November 2008 – Zwei Gesichter – Hertha BSC – Hamburger SV – 2:1
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Hertha-Kapitän Dedryck Boyata beim Jubel nach seinem Kopfballtor.
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Herthas Marc Oliver Kempf beim ausgelassenen Jubel nach dem Abpfiff.
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Freistoß-Torschütze Marvin Plattenhardt und Suat Serdar beim Jubeln.
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Aggressive Leader Kevin Prince Boateng ging voran. Für diese eingesprungene Grätsche sah Boateng die gelbe Karte von Schiedsrichter Denis Aytekin.
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Pressekonferenz mit den Trainern Felix Magath und Tim Walter.
Hamburger SV – Hertha BSC – 0:2 (0:1)
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
Sportschau, der offizielle YouTube-Kanal der ARD Sportschau.
Hamburger SV – Hertha BSC – 0:2 (0:1)