Was gestern noch als Selbstverständlichkeit betrachtet werden durfte, ist heute von ganz Deutschland mit einer Erleichterung aufgenommen worden, die jegliches Weiterkommen über das Viertelfinale bei dieser Europameisterschaft als vollkommen aussichtslos erscheinen lässt.
Gegen Österreich, die wie Erwarten an Harmlosigkeit vor dem Tor nur von Mario Gomez übertroffen wurden, hätte man sich den Frust von der Seele schießen müssen, wie Michael Ballack das mit seinem Freistoßtor vorgemacht hat. Stattdessen hat man mit randvollen Hosen den bedingungslosen Krampf der Österreicher angenommen, bei dem man natürlich nicht zu seinem Spiel finden kann und sich in die nächste Runde gegurkt. Die tief greifende Verunsicherung in allen Mannschaftsteilen konnte auch durch die üblichen Plattitüden nach dem Spiel nur unzureichend kaschiert werden.
Mit Portugal wartet nun ein ganz schwerer und gut ausgeruhter Gegner auf die waidwunden DFB-Helden, denen man am Liebsten etwas gegen Schwindel, was selbstverständlich auf keiner Dopingliste steht, verschreiben möchte, damit sich die Sauerei am und im deutschen Strafraum in Grenzen hält, man könnte aber auch mit verschärftem (min. 30 Drehungen) Blindekuhtraining die zu erwartenden Belastungen fachgerecht simulieren.
Mario Gomez hat seine 3 Versuche zu keinem gültigen Resultat nutzen können und könnte eigentlich schon mal ganz beruhigt seinen verdienten Jahresurlaub antreten, für ihn dürfte Bastian Schweinsteiger in die Mannschaft kommen dazu sollte noch Tim Borowski oder Thomas Hitzlsperger für Clemens Fritz in die Startformation rücken, so dass man Ballack etwas offensiver aufstellen kann und vor Allem mit Weitschüssen die Plaste richtig zum Flattern bringen kann, um den Hebel beim einzigen Schwachpunkt der Portugiesen, Torhüter Ricardo anzusetzen. Wenn es gelingen sollte, den Europass und Ricardos Nerven schön zum Flattern zu bringen, am besten bei leichtem Nieselregen, dann könnte ein Spiel mit bleibendem Erinnerungswert rauskommen. Hinten richtig abkotzen und Vorne aus allen Rohren ballern, ein Dutzend Tore mit Elfmeterschießen und ein Schlussbild mit weinendem Christiano Ronaldo, das wünscht sich der deutsche Fußballfan, wenn man sich dazu allerdings die Schlagzeilen des nächsten Tages vorstellt, ist man auch mit einem kläglichen Scheitern des deutschen Fußballs wieder etwas versöhnt.
Die letzten Gruppenspiele sind auch sehr bemerkenswert, noch nie hatten meiner Erinnerung nach alle Gruppenersten schon nach dem 2. Spiel festgestanden, so dass sie zu dem einen Tag, den sie eh länger Pause haben, auch noch sämtliche Leistungsträger schonen können. Wenn dann der Welt- und Vizeweltmeister nach hoffentlich zähen aber ungemein verbissenen Kampf beide ausscheiden, darf man sich erstens nicht wundern und muss den niederländischen Trainer verstehen, der keinem von beiden im Halbfinale eine Revanche einräumen möchte.
DEUTSCHLAND IM VIERTELFINALE!
17. Juni 2008
17. Juni 2008 um 15:35
Dem portugiesischen Torhüter mit dem EM-Ball Europass so richtig Dampf machen. Wenn Lehmann und Cech recht haben, dann soll der Ball ja gehörig flattern. Beim Tor von Ballack wirkte die Fluglinie aber eher wie ein gerader Strich. Naja, alles eine Frage der Schusstechnik. Bei der WM vor zwei Jahren in Deutschland hat Bastian Schweinsteiger jedenfalls gezeigt, wie man Ricardo mit Weitschüssen bezwingen kann. Und das sah eigentlich ganz leicht aus.