Ein 2:2 im zweiten Relegationsspiel reicht nicht. Der Abstiegskampf ist verloren, Hertha ist abgestiegen. Hertha BSC muss den Weg in die Zweitklassigkeit antreten und Fortuna Düsseldorf darf den freigewordenen Platz in der 1. Bundesliga besetzen. Die Rote Karte für Ben-Hatira brach Hertha in der 54. Spielminute der zweiten Relegationspartie endgültig das Genick. Nur noch zu zehnt auf dem Spielfeld war es mit der spielerischen Dominanz vorbei. Und kämpferisch waren die Düsseldorfer den Berlinern in beiden Relegationsspielen in ihrer robusten Gangart sowieso leicht überlegen.
Herthas Eigentore und Platzverweise
Nach dem spielentscheidenden Eigentor von Ramos im Hinspiel nun also der berechtigte und ebenfalls spielentscheidende Platzverweis für Änis Ben-Hatira. Auch im ultimativen Endspiel des Abstiegskampfs besiegte Hertha sich also wieder einmal zuallererst selbst. Das Spiel des noch jungen Änis Ben-Hatira wechselt zwischen vielen genialen und leider auch vielen undisziplinierten Momenten. In Düsseldorf zeigte er beide Gesichter in einem Spiel. Sein perfektes Kopfball-Ausgleichstor brachte Hertha in der 23. Minute zurück in eine Partie, die nach dem frühen Blitztor der Fortunen aus der 1. Spielminute wie vorentschieden schien.
Platzverweis Änis Ben-Hatira
Aber nur kurze Zeit später brachte Änis Ben-Hatira sich selbst überengagiert und irgendwie dämlich, mit einem überzogenen Tritt und Quittung Gelb, um den Lohn seiner bis dahin guten Leistung. Denn nach dieser Gelben Karte in der 40. Spielminute war Ben-Hatira fortan für das kampfbetonte Spiel leider akut Gelb-Rot gefährdet. Und schon in der 54. Minute musste ihn Schiedsrichter Wolfgang Stark dann mit Gelb-Rot auch wirklich aus dem Spiel nehmen, als er aus vollem Lauf mit gestrecktem Bein in einen Düsseldorfer sprang. Wie so oft in dieser Saison agierte ein Hertha-Spieler irgendwo zwischen überfordert, übermotiviert und letztlich kopflos.
Spielabbruch durch Fortunen-Mob
Auch das irreguläre Spielende dieser hochdramatischen Relegationspartie passt bestens zu Herthas verkorkster Saison. Als die Zuschauer kurz vor Ende der Nachspielzeit urplötzlich zu Hunderten das Spielfeld stürmten, um den Aufstieg ihrer Fortuna in die Bundesliga enthusiastisch zu feiern, kam es fast zum Spielabbruch. Aber anstatt Spielabbruch wurde Hertha durch den Fortunen-Mob auch seiner letzten, dünnen Chance beraubt, den Abstiegskampf doch noch zu seinen Gunsten zu drehen. Denn Hertha war in der Nachspielzeit eindeutig am Drücker und hätte wohl zumindest noch die allerallerletzte Torchance ihres Abstiegskampfs kreieren können. Nach der durch die Zuschauer erzwungenen 20-minütigen Spielunterbrechung war der Ofen für Herthas Mannen allerdings restlos erkaltet und das Relegationsspiel somit entschieden.
Nach dem Abstieg – vor der Zweitliga-Saison
In den Wochen bis zum Start der Zweitliga-Saison anfang August werden bei Hertha BSC viele wichtige Entscheidungen zu treffen sein. Die allerwichtigsten werden sein: Welcher neue Trainer und welch sportliches Konzept soll Hertha in eine erfolgreiche Zukunft tragen? Welche Spieler sollen die tragenden Säulen der neu zusammenzustellenden Zweitliga-Mannschaft werden? Und last, but not least, wird Herthas Manager Michael Preetz trotz erneutem Abstieg weiter die Geschicke der Profimannschaft leiten?
Schiedsrichter Wolfgang Stark
Ticker. Fortuna Düsseldorf – Hertha BSC – 2:2 (1:1). 51.000 Zuschauer sahen in der ausverkauften Esprit-Arena ein Relegationsspiel, das an Länge, Spannung und Dramatik kaum zu toppen ist. Die Dramatik war dann auch Grund für die Flut an Gelben Karten, die Schiedsrichter Wolfgang Stark den Herthanern Janker, Ronny, Ebert, Mijatovic und Kobiashvili zeigte. Und Gelb und Gelb-Rot für Änis Ben-Hatira kamen noch oben drauf. Die Tore für Hertha erzielten Änis Ben-Hatira per Kopfball in der 22. sowie Raffael in der 85. Spielminute. Die Tore für Fortuna Düsseldorf erzielten Beister in der 1. und Jovanovic in der 59. Minute. Herthas Rekordläufer der Partie: Peter Niemeyer mit 12,65 gelaufenen Kilometern.
–
Mannschaftsaufstellung Hertha BSC:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
10. Mai 2012 – Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf – 1:2
23. Januar 2011 – Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf – 4:2
29. August 2010 – Fortuna Düsseldorf – Hertha BSC – 1:2
–
16. Mai 2012 um 16:52
Letzte Vorstellung mit skandalösem Schlussakt
Hertha zeigte in der 2. Relegationsbegegnung einen schönen Fußball mit gediegener Ballbehandlung, zumeist präzisem Passspiel, schneller Kombinatorik, mannhafter Zweikampfstärke, aber dies alles half doch nicht mehr, die Mitgliedschaft in der ersten Spielgruppe zu bewahren …
… wer den letzten Bus verpasst (hier die gesamte Rückrunde verpatzt), hat für gewöhnlich immer einen langen Marsch durch tiefdunkle Nacht vor sich …
… die Aktionisten unter den Düsseldorfer Fans haben sich wirklich wie echte Dorftrottel benommen, beinahe hätten sie ihren Verein in buchstäblich (vor-) letzter Minute in die 2. Liga zurückgekickt und damit jahrelange Schwerstarbeit innerhalb von Sekunden zunichte gemacht …
… oder sollte es doch noch zu einer Spielannulierung durch das DFB-Sportgericht nach Anrufung durch Hertha BSC kommen? …
… müssen die Otto-Mannen in einem Geisterspiel noch ein allerletztes Mal die Hufe schwingen? …
… oder wird die Fortuna sogar aus sicherheitstechnischen Erwägungen als nicht erstligafähig (dis-) klassizifiert und muss dort bleiben, wo sie herkommt? …
… Ottos letztes Spiel (?) wird ihm wohl auch bis zu seinem letzten Tag in Erinnerung bleiben, mehr hätte ihm auch kein anderer Verein in Deutschland als finales Erlebnis seiner langen Laufbahn im Fußballsport mitgeben können …
18. Mai 2012 um 10:52
So weit ist es also gekommen. Herthas Abstieg soll nun am Grünen Tisch des DFB Sportgerichts verhindert werden. Damit ist dann aber auch das allerletzte Kapitel von Herthas endlosem Abstiegskampf aufgeschlagen. Dass die Vereinsführung gegen die Wertung des dramatischen Relegationsspiels Protest eingelegt hat, ist zwar nachvollziehbar, da dieser aber nichts bringen wird, steht unsere Hertha in der Außenwirkung bei vielen neutralen Beobachtern nun als ganz schlechter Verlierer da. Wenn schon Untergang, dann eben richtig.