Hertha BSC verlor sein Heimspiel gegen Bayern München trotz solider Gegenwehr verdient mit 0:2. Nichts anderes war vor der Partie zu erwarten gewesen. Trotz dieser Niederlage konnte Hertha den 4. Tabellenplatz zwar immer noch behaupten, aber die Luft wird dort oben dünn und dünner. Nur ein Punkt – 2:2 gegen Absteiger Hannover 96 – aus den letzten vier Bundesligaspielen ist eine viel zu magere Ausbeute, um sich mit Nachdruck für die Champions League zu bewerben. Aber Blau-Weiß hat es trotz dieses argen Negativ-Laufs weiter in der eigenen Hand. In den letzten Partien der Saison gegen Leverkusen, Darmstadt und Mainz kann das Wunder Champions-League-Qualifikation durchaus geschafft werden, es muss nur kräftig gepunktet werden in den drei Endspielen. Dem aktuellen Minimalziel, 5. oder 6. Platz in der Abschlusstabelle und damit die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League, sind die Blau-Weißen in jedem Fall schon ziemlich nahe.
Herthas Torhüter Thomas Kraft vertrat Rune Jarstein bestens. Beide Weitschuss-Gegentreffer der Münchner waren unhaltbar.
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Hertha-Trainer Pal Dardai mit Überraschungsaufstellung
Es waren sicher vielfältigste Überlegungen, die das Trainer-Duo Pal Dardai und Rainer Widmayer dazu bewogen haben mag, mit einer Überraschungsaufstellung gegen Bayern München anzutreten. Schonung angeschlagener Spieler für die drei noch kommenden Endspiele gegen Leverkusen, Darmstadt und Mainz, Verletzungen und Erkrankungen sowie vielleicht in nicht unerheblichem Maß Erkenntnisdrang für die zukünftige Zusammenstellung des Hertha-Kaders. Für alle regelmäßigen Zuschauer von Hertha-Spielen war es jedenfalls hochinteressant, die Youngster Mitchell Weiser und Niklas Stark auf ungewohnten Spielpositionen zu beobachten, das Bundesliga-Startelf-Debüt von Maximilian Mittelstädt (anstatt als linker Verteidiger debütierte er sogar im rechten offensiven Mittelfeld) und den ersten Bundesliga-Kurzeinsatz von Florian Kohls mitzuerleben sowie endlich mal wieder den Schweizer Valentin Stocker in der Anfangsformation zu sehen. Ganz obendrauf kam dann noch der erste Einsatz nach langer, langer Pause für Torwart Thomas Kraft, der den verletzten Rune Jarstein mit einer konzentrierten Leistung gut vertrat.
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Mit seiner Mannschaftsaufstellung griff Hertha-Trainer Pal Dardai in die Zauberkiste und wurde belohnt.
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Spielgestalter Mitchell Weiser
Mitchell Weiser hatte im Hertha-Dress bislang seine besten Leistungen auf der rechten Verteidigerposition und auf der rechten Außenbahn gezeigt. In der grandiosen Hertha-Hinrunde war es oft Weiser gewesen, der mit seinem Offensivdrang für die so wichtigen Überraschungsmomente in engen Partien sorgte. Mit Dynamik, Dribbelstärke, präzisen Flanken und Torschüssen machte er mächtig Wirbel auf seiner Seite. Im Spiel gegen die Bayern ließ Pal Dardai ihn nun im zentralen offensiven Mittelfeld als Spielgestalter auflaufen. So ungefähr auf der Position die sonst vom verletzten Vladimir Darida bekleidet wird. Und die Überraschung gelang. Mitchell Weiser war stetiger Unruheherd, sorgte für Torgefahr und belebte Herthas in den vergangenen Partien so vernachlässigtes Angriffsspiel mit vielen guten Aktionen.
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Als Spielgestalter bereitete Mitchell Weiser seinen alten Club-Kameraden einen heißen Tanz im Mittelfeld
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Niklas Stark im defensiven Mittelfeld
Und als ob diese Umstellung des Mittelfelds nicht schon Überraschung genug wäre, hatte Pal Dardai einen weiteren interessanten Schachzug parat. Innenverteidiger Niklas Stark tauschte mit Hertha-Kapitän Fabian Lustenberger die Position und spielte als 6er vor der Viererkette. Dem spielerisch gewandten Stark eröffnete die neue Position ungewohnte Freiheiten, die in drei Schüssen auf das von Manuel Neuer gehüteten Bayernkastens gipfelten. Und wenn die Bayern ihrerseits drückten, ließ Stark sich teilweise bis in die Innenverteidigung zurückfallen, um die Räume für den so gefährlichen Bayern-Mittelstürmer Robert Lewandowski eng zu machen. Diese Rechnung ging voll auf. Lewandowski konnte sich nicht entfalten.
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Herthas Niklas Stark behielt gegen die Topstars aus München – hier Torschütze Douglas Costa – fast immer Kontrolle und Überblick.
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Schiedsrichter Marco Fritz
Ticker. Hertha BSC – Bayern München – 0:2 (0:0). Vor 76.233 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion reichte Meister Bayern München eine mittelmäßige Leistung, um drei Punkte gegen Hertha BSC einzufahren. Trotz der gnadenlosen Dominanz der Münchner – 74% zu 26% Ballbesitz – konnten die Berliner die Partie lange offen halten. Insbesondere in den direkten Zweikämpfen glänzten die Herthaner. 51% gewonnene Zweikämpfe für Hertha warf die Statistik nach der Partie aus. Schiedsrichter Marco Fritz und sein Schiedsrichtergespann hatten das fair geführte Spiel immer bestens unter Kontrolle. Keinem Herthaner musste Fritz eine Gelbe Karte zeigen. Die Tore für Bayern München erzielten Arturo Vidal in der 48. mit einem von Niklas Stark unglücklich abgefälschten Weitschuss sowie Douglas Costa in der 79. Spielminute mit einer sehenswerten Megagranate direkt in den Winkel. Herthas Dauerläufer der Partie: Mitchell Weiser mit 11,26 gemessenen Kilometern.
Hertha BSC gegen Bayern München
Hertha-Mannschaftsaufstellung und Einwechselspieler:
Hertha-Spiele Fußball-Historie
Ältere Spielberichte, Informationen und Meinungen zu Begegnungen beider Mannschaften vom Schiedsrichtergespann:
30. November 2015 – Chancenlos – Bayern München – Hertha BSC – 2:0
27. April 2015 – Neuer stoppt Schulz – Bayern München – Hertha BSC – 3:1
01. Dezember 2014 – Niederlage – Hertha BSC – Bayern München – 0:1
27. März 2014 – Fussballgott – Hertha BSC – Bayern München – 1:3
28. Oktober 2013 – Kopfballungeheuer – Bayern München – Hertha BSC – 3:2
19. März 2012 – Drei Foulelfmeter – Hertha BSC – Bayern München – 0:6
15. Oktober 2011 – Fußball vom anderen Stern – Bayern München – Hertha BSC – 4:0
08. Mai 2010 – Ziel Wiederaufstieg – Hertha BSC – Bayern München – 1:3
19. Dezember 2009 – Rettendes Ufer – Bayern München – Hertha BSC – 5:2
14. Februar 2009 – Meisterschale – Hertha BSC – Bayern München – 2:1
31. August 2008 – Aufbaugegner – Bayern München – Hertha BSC – 4:1
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Herthas 19-jähriger Maximilian Mittelstädt lieferte ein beachtliches Startelf-Debüt gegen den Übergegner Bayern München.
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1. Bundesliga 31. Spieltag:
1. Bundesliga 31. Spieltag:
Pressekonferenz mit den Trainern Pal Dardai und Pep Guardiola
Hertha BSC – Bayern München
HerthaTV, der offizielle YouTube-Kanal von Hertha BSC
27. April 2016 um 12:17
Die große Überraschung – ein Heimsieg gegen den FC Bayern – blieb aus.
TR Dardai brachte einige kleine Überraschungen in der Startelf.
Wobei ich Stark als defensiver MF nicht sooooo überraschend fand, da er diese Position vielfach bereits beim 1. FCN in der U19 spielte.
Weiser im zentralen MF machte einen guten Eindruck, Stocker dagegen setzte zu selten Akzente.
Mittelstädt (als ausgebildeter Linksverteidiger) könnte ein Hoffnungsträger für eine Außenbahnen sein.
27. April 2016 um 12:18
EDIT: … ein Hoffnungsträger für beide (!) Außenbahnen sein.
27. April 2016 um 16:53
Ich bin gespannt, ob Valentin Stocker nächste Saison noch im Hertha-Kader steht. Die Saison 2015/16 war für ihn und den Verein sehr enttäuschend. Als Zuschauer hat man nicht den Eindruck, dass Stocker jemals wieder Stammspieler bei Hertha wird. Für einen Stammplatz auf der Bank ist der Schweizer aber viel zu gut. In Dardais System scheint allerdings keine Position zu passen. Schade.
29. April 2016 um 09:38
LR, ein klassischer Außen ist Stocker jedenfalls nicht. Als Linksaußen liefen in dieser Saison auf Cigerci, Haraguchi, Kalou und Stocker.
Haraguchi und Kalou spielen variabel und tauschen häufig die Positionen links und rechts. Warum auch immer, zeigt Stocker im Vergleich zu den beiden geringere Tempohärte. Es ist derzeit zu wenig, um als zweiter Stürmer hinter der Sturmspitze zu spielen. Dort sind Ibisevic oder Schieber gesetzt – dahinter spielt Kalou.
In der vorigen Saison spielte Kalou Spitze – dahinter spielte Stocker.